Antisemitische Kulturpolitik und der Ausschluss der jüdischen Mitglieder

„Der starke Besuch der Ausstellungen zeigt, dass der Albrecht Dürer-Verein seiner Aufgabe, die Kunst in Nürnberg zu fördern, voll gerecht wurde.”

(Bericht über das Geschäftsjahr 1935)

Der Reichsparteitag 1935 spielt mit der Verflechtung rasseideologischer und kulturpolitischer Schwerpunkte auch kunsthistorisch eine besondere Rolle. Auf dem „Parteitag der Freiheit“ wurden die antisemitischen und rassistischen „Nürnberger Gesetze“ verlesen, gleichzeitig war die bis dato programmatischste Kulturrede Hitlers zu hören. Gerade die dort propagierte Trennung zwischen „artreiner“ und „entarteter“ Kunst veranschaulicht den völkischen Antisemitismus. Während des Reichsparteitags organisierte der Kunstverein die beiden Hetzausstellungen „Entartete Kunst“ und „Judenspiegel“, eine Einzelausstellung des antisemitischen Malers und Zeichners Karel Relink. Im Bericht über das Geschäftsjahr 1935 wird konstatiert, dass „(d)er starke Besuch der Ausstellungen zeigt, dass der Albrecht Dürer-Verein seiner Aufgabe, die Kunst in Nürnberg zu fördern, voll gerecht wurde.”

„Dass wir so viele Mitglieder verloren haben ist durch den Ausschluß der Juden gekommen.“

(Willy Liebel in der Mitgliederversammlung für 1935)

Im Dezember 1934 organisierte der Albrecht-Dürer-Verein in der Städtischen Galerie eine Einzelausstellung des Münchner Bildhauers Kurt Schmid-Ehmen, der kurz zuvor mit seinen Monumentalskulpturen auf dem „Parteitag der Einheit und Stärke” bekannt wurde. Im selben Monat traten die neuen Satzungen in Kraft, die von der Mitgliederversammlung am 23. November 1934 beschlossen worden waren. Während nach den Satzungen aus dem Jahr 1923 „jede Person ohne Unterschied des Geschlechtes und des Wohnortes” ordentliches Mitglied werden konnte, bedeutete der neu eingeführte „Arierparagraphen” den endgültigen Ausschluss der zahlreichen jüdischen Mitglieder.

„Ordentliches Mitglied kann jeder unbescholtene arische Volksgenosse ohne Unterschied des Geschlechtes und des Standes werden.“

(Satzungen des Albrecht Dürer Vereins vom 12. Dezember 1934)