Kriegsendphase und Kriegsende
„Diese Verbindungen sind nicht äußere Zufälle, sie sind innerlich begründet durch stammesartliche Bindung und Überlieferung. (…) Von dieser in sich ruhenden Welt der Kunst, wie sie unbekümmert um äußere Geschäftigkeit, laute Reklame, kriegerische Unruhe aus der Stille des Ateliers in die Gemeinschaft des Volkes hinaustritt, möchte diese Ausstellung zeugen.“
(Eberhard Lutze, Ausstellungskatalog „Bildnisse und Landschaften von Hans Blum, Walter Conz und Oskar W. Hagemann”, 1943)
Die beginnende Kriegsendphase ist im Frühjahr 1943 bei der Eröffnung der Ausstellung „Berliner Zeichner und Graphiker“ sichtbar. Die ersten Sitzreihen waren den Witwen der gefallen Soldaten vorbehalten. Der Ausstellungsbetrieb lief nach wie vor weiter. Parallel zu der Schau in der Städtischen Galerie organisierte der Kunstverein in Berlin die „Graphik-Ausstellung des Albrecht-Dürer-Vereins“ mit unter anderem Hermann Gradl, Eitel Klein und Max Körner. Gleiches gilt für die Verkäufe, wie das Beispiel des Nürnberger Maler Hans Blum zeigt. Er konnte Anfang 1943 in der Ausstellung „Bildnisse und Landschaften von Hans Blum, Walter Conz und Oskar W. Hagemann“ Arbeiten im Wert von über 12.000 Reichsmark (etwa 52.000 Euro) verkaufen.
„Je länger und je schwerer die Barbarei der feindlichen Terrorangriffe über den Städten der europäischen Kultur wütet, umso mehr tritt in Erscheinung, was wir alle seit Beginn dieses Krieges mit Erstaunen und als Bestätigung der uns eigenen kulturellen Tradition und Verantwortung beobachtet haben: dass auf allen Gebieten des kulturellen und musischen Lebens eine Verinnerlichung und Vertiefung, eine engere Fühlnahme von Ausübenden und Aufnehmenden in der Kunst um sich griff. (…) So kann es nicht wunder nehmen, wenn an vielen Stellen des Reiches die mit der Pflege des Ausstellungswesens betrauten Kunstvereine ihre Mitgliederzahlen erhöhen konnten, wie umgekehrt aber die wegen kriegsbedingter Schwierigkeiten vorgenommene Lahmlegung der im Frieden geleisteten eine Entwöhnung und Entfremdung herbeigeführt hat, die nie wieder aufzuholen sein wird.”
(Eberhard Lutze, Eröffnungsrede zur Ausstellung „Gäste des Albrecht-Dürer-Vereins stellen aus“ am 13. Februar 1944)
Im Frühjahr 1944 fand mit „Gäste des Albrecht-Dürer-Vereins stellen aus“ die letzte große Ausstellung des Albrecht-Dürer-Vereins während des Nationalsozialismus statt. In einem Brief an den Karlsruher Künstler Otto Schliessler berichtet Eberhard Lutze von der frühzeitigen Schließung der Ausstellung wegen der Glasschäden infolge der Luftangriffe vom 30. März 1944. Gleichzeitig wirbt er um die Mitgliedschaft Schliesslers und anderer beteiligten Künstler:innen wie Hanna Nagel und Josef Hegenbarth. Von letzteren und Josua Leander Gampp, Fritz Griebel, Karl Hennerlein und Bruno Müller-Linow wurden 181 Werke im Wert von über 30.000 Reichsmark (über 110.000 Euro) verkauft.